Wir reisen mal kurz die Vergangenheit, zurück ins Jahr 1992. Die 15 Jährige Sandra sitzt gerade an ihren Hausaufgaben, sieht dabei kurz aus dem Fenster und freut sich über prächtige Sonnenstrahlen, die in ihr Zimmer scheinen. Es ist schönes Wetter. Nichts wie raus und die Sonne genießen!!
20 Jahre später, Sandra hat eine Tochter, Leoni, diese sitzt gerade ebenfalls an den Hausaufgaben; auch sie registriert ein herrliches Wetter auf der Straße. Sie setzt sich an ihren Computer, öffnet ihren Facebook Account und teilt aller Welt mit, dass draußen gerade herrliches Wetter sei...
Soziale Netzwerke haben in den Menschen Bedürfnisse und Handlungsweisen geweckt, die aus einer neutralen und autarken Perspektive albern wirken. Belanglose Feststellungen, hirnlose Ausrufe oder spontane Ausrufe durch Freude oder Wut sind gängige Mitteilungen, die die Pinnwand eines jeden Facebook Nutzers überfluten. Hin und wieder tröpfeln auch mal einige witzige Bilder oder besonders geistreiche Aphorismen durch, die den Verstand so manchen Lesers durchaus auch intellektuell zu stimulieren wissen.
Dann gibt es auch noch die Leute, die in sozialen Netzwerken die ideale Plattform für Selbstvermarktung und Selbstdarstellung gefunden haben und gerne Bilder von sich in vermeintlich coolen Posen posten. Klassiker bei Damen sind die Bilder, die direkt vor einem Spiegel gemacht werden, wo das Blitzlicht zu sehen ist und eine übelst peinliche Duckface-Fresse.
Dabei war das gar nicht die Grundidee von sozialen Netzwerken. Viel mehr ging es darum alte (wahrscheinlich längst vergessene) Bekanntschaften neu wiederzu entdecken, diese online zu pflegen und eventuell diese auch weiter auszubauen. Neue Freunde über das Netz kennenlernen, quasi als netten Nebeneffekt um irgendwann festzustellen, dass der Fremdling, der ein guter Freund eines guten Freundes ist, ebenfalls eng vertraut ist mit einem ehemaligen Klassenkameraden, durch den du deine heutige Freundin kennst. Der Kreis schließt sich, doch so verblüffend und unwahrscheinlich das auf den ersten Blick wirken mag ist es gar nicht; zumindest nach der Ansicht von Stanley Milgram, der mit seinem "Kleine-Welt-Phänomen" festzustellen glaubte, dass zwei beliebige Personen, die sich nicht kennen von durchschnittlich 6 Bekanntschaften entfernt seien. Gegenstand dieser an der Harvard Universität durchgeführten Studie waren 60 beliebig ausgewählte Personen, die ein zusammengestelltes Informationspaket an jeweilige Zielpersonen in Boston schicken sollten und zwar nicht direkt, sondern eben über Bekanntschaften, die wiederum die ihre Bekannten betrauen, bis damit schließlich die Zielperson erreicht wird.
Dieses Experiment erinnert mich ein wenig an meine persönlichen Durchforstungen der deutschen Online-Fimdatenbank www.ofdb.de, wo ich es mir zur Aufgabe gemacht habe von jedem x-beliebigen Film über die Verlinkungung zu den Filmographien von Regisseur und Darstellernamen an selbst vorgegebene Zielfilme zu gelangen. Dabei habe ich festgestellt, dass (sofern man Ahnung von den Filmographien hat) tatsächlich sehr weitläufig von Hollywood Triple-A Titeln zu unbekannten Insider-ArtHouse Streifen gelangen kann, wodurch ich diesem "kleine -Welt Phänomen" durchaus zustimmen kann.
Soziale Netzwerke sind jedenfalls mit ihrer Allgegenwärtigkeit zu einem essentiellen Bestandteil von Kontaktaufnahme geworden sind. Sowohl private Veranstaltungen und Treffen werden hier organisiert, sowie auch teilweise auch Berufsbedingter Informationsaustausch durchgeführt; beispielsweise werden Kurzmitteilungen ind Problembesprechungen der Projektgruppen in BME6 in Facebook getätigt.
Soetwas passiert natürlich nur in großen und themenlosen Netzwerken wie eben facebook, während auf spezielleren Seiten, die sich zum Beispiel gezielt der Partnersuche verschrieben haben, einheitlichere Gespräche stattfinden. Tatsächlich jedoch wurden aber auch durch Facebook die ein oder andere Beziehung zum Laufen gebracht, und das komplett ohne die exklusive "Partner Such-App", die dort mittlerweile angeboten wird. Durch die Offenheit und Ungebundheit an bestimmte Zielgruppen wurde Facebook zum Marktführer und lässt die deutsche VZ-Konkurrenz erst erkennen, dass die Aufteilung in meinVZ, schuelerVZ und studiVZ rückblickend eigentlich nur zum Scheitern verurteilt war.
Ich selbst war auch ein studiVZ Mitglied, bis ich irgendwie mehr oder weniger durch "Gruppenzwang" zu facebook hingezogen wurde. Auch ich schaue so gut wie jeden Tag mal vorbei um neue Nachrichten abzufangen und manchmal auch mich durch einige witzige Bilderstrecken zu klicken, gebrauche selbst jedoch den Pinnwand editor in Ausnahmefällen und verbringe generell nur wenige Minuten am Stück dort, es sei denn ich führe eine Chat Unterhaltung. Ich lege auch wahnsinnig gerne Lieblingslisten an im Bereich Musik, Film und Spiel da ich gerne meinen (nerdigen) Geschmack offenlege (und insgeheim hoffe Gleichgesinnte zu finden). Auch ist es großartig berühmte Ikonen und Weltstars dort "liken" zu können, die durch diese Plattform persönliche Nachrichten an die Fans schicken können...Welch ein Fanservice!!
Facebook ist zu einer täglichen Gewohnheit geworden und sofern man nicht mehrere Stunden damit verbringt anderen Kontakten hinterherzustalken oder belanglosen Mist zu posten, der die Welt nun wirklich nicht interessiert, ist diese Gewohnheit auch eine recht gesunde und auch produktive!
Ein großes Netzwerk wie Facebook (in dem fast alle Freunde und Bekannte vertreten sind) bietet noch viel mehr Möglichkeiten als sich hin und wieder mit alten Freunden zu unterhalten oder sich selbst darzustellen.
AntwortenLöschenMeiner Meinung nach ist die größte Errungenschaft die Beschleunigung der Kommunikation bzw. Verbreitung von Informationen. Dabei bekommt jeder nur die Informationen die für ihn auch relevant sind. Wenn ich z.B. Media Engineering studiere kann ich der Gruppe meines Studiengangs beitreten und bekomme unkompliziert alle aktuellen Informationen bzw kann sogar Fragen stellen. Andere Austauschmöglichkeiten wie z.B. ein eigenes Forum existieren in diesem Beispiel zwar auch, werden aber weniger genutzt. Das selbe System steckt hinter dem Like. Sobald ich auf den Like Button klick verfolge ich diese Seite oder diesen einzelnen Beitrag. D.h. alle Kommentare oder Seiteneinträge zu diesem, für mich relevanten Thema, werden mir angezeigt. Letztendlich ist das mit den Freunden das selbe System. Ich bekomme mitgeteilt was MEINE Freunde machen, eigentlich etwas das für mich relevant sein sollte. Wenn aber der "Facebook-Freundeskreis" zu groß wird und aus vielen Leuten besteht die mich eigentlich garnicht so interessieren bzw aus Leuten die ein übertriebenes Mitteilungsbedürfnis für nicht relevante Fakten haben, dann erst werden die angezeigten Statusmeldungen ein nerviger Zeitfresser. Aus genau diesem Grund bessert Facebook ständig nach. Man kann Seine Freunde in unterschiedlich wichtige Gruppen einteilen und man bekommt bei weitem nicht mehr jede Statusmeldung oder jede Aktion von allen Freunden auf der Startseite angezeigt.
Die einfach und schnell zu bedienende Nachrichtenfunktion ersetzt in weiten Teilen die herkömmliche E-Mail und ermöglicht in Kombination mit dem Chat eine einfache Kommunikation zwischen zwei oder mehreren Personen.
Facebook ist somit keine zusätzliche tägliche Belastung, sondern, richtig eingesetzt, ein Hilfsmittel um schneller und direkter an die für jeden einzelnen relevanten Informationen zu gelangen.